Philosophie

Beziehung statt Erziehung

Bei hundert Hundewelpen ist oft nicht ein einziger Welpe dabei, der von Natur aus Führungsqualitäten in sich trägt um andere Hunde zu führen.
Eine Situation die für uns Menschen alltäglich ist, kann von einem Hund als Gefahrensituation interpretiert werden.
Andererseits wiederum erkennen Hunde Gefahren die vom Menschen kreiert sind oft nicht, wie z.B. fremde Hunde bei Begegnungen, herannahende Autos, Züge, Jäger, usw.
Daher brauchen Hunde einen Entscheidungsträger an dem sie sich orientieren können. Jemanden, der ihnen Sicherheit und Ruhe durch souveräne Führung vermittelt. Führung hat nichts mit Aggression zu tun, sie kann nur durch Bestimmtheit, innere Ruhe, und ein souveränes Auftreten erreicht werden.

Identität, Authentizität und Natürlichkeit sind die Grundlage für jede Beziehung! Auf diese Weise entwickelt sich Respekt und Akzeptanz und das gegenseitige Vertrauen wächst.

Sich selbst als Mensch und den Hund als Hund anzunehmen, ist der erste Schritt zur Identität.

Authentisch zu sein, bedeutet nach hündlichen Regeln und Naturgesetzen zu leben und zu handeln, ohne dabei ein Hund sein zu müssen.

Natürlich mit dem Hund umzugehen, bedeutet sich zu überlegen, wie Hunde sind, was sie untereinander tun und voneinander verlangen. Kein Hund verlangt von einem anderen Hund sich auf Kommando zu setzen, oder verwendet Leckerlis, damit der andere ihm folgt.

Meine Arbeitsweise ist angelehnt an die Natur des Hundes. Wie Hunde, verwende ich keine künstlichen Hilfsmittel außer am Anfang eine Leine. Ruhiges nebeneinander hergehen, sich an ihrem Führer orientieren und Grenzen zu akzeptieren sind natürliche Verhaltensweisen von Hunden, die man ihnen kommunizieren kann, ohne dabei auf Konditionierung zurückgreifen zu müssen.

Hunde kommunizieren vordergründig über ihre Nase, dann über ihre Augen und als aller Letztes erst spielt Akustik eine Rolle. Wir Menschen hingegen reden ständig mit unseren Hunden. Wenn Hunde sich begegnen, dann einigen sie sich von Beginn an darauf, wer führt und wer geführt wird. Ist das geklärt, beginnt der Führende dem Geführten zunächst zu kommunizieren, was dieser nicht tun soll. Dies dient dem Schutz und der Sicherheit des Geführten. Werden die Regeln des Führenden akzeptiert, so antwortet auch dieser mit Akzeptanz, Nähe und Zuneigung.

Menschen hingegen halten sich nicht an dieses natürliche Vorgehen. Sie begegnen dem Hund zunächst mit Akzeptanz, Nähe und Zuneigung und wollen dann erst Grenzen aufzeigen und erwarten Respekt vom Hund. Dieses menschliche Verhalten ist dann meistens die Ursache von Ungehorsam, Fehlverhalten, Ängsten und Aggressionen.

Folgt man den natürlichen Verhaltensweisen des Hundes und agiert innerhalb seiner Natur, bewegt man sich mit ihm auf einer Ebene und hat dieselbe Möglichkeit, seinen Hund zu führen, wie ein souveräner Leithund sie hat. Ihr Hund kann Ihnen vertrauensvoll folgen, wenn Sie lernen, ein Leitwesen zu werden, das Regeln ohne Konditionierungen kommunizieren kann und sowohl angemessene Grenzen setzt, als auch Nähe und Zuneigung bietet.

"Bei all den wissenschaftlichen Erkundungen geht uns oft der Blick für das Wesentliche verloren. Einem Hund ist es egal, ob seine Verhaltesweisen als wissenschaftlich nachgewiesen gelten und wie Menschen sie interpretieren. Er kann und wird sich immer nur innerhalb seiner eigenen Natur verhalten. Deshalb sind weder ein Wissenschafter, noch ein Biologe, noch ein guter Hundetrainer die besten Lehrmeister, sondern immer ein Hund selbst, wenn es um die Spezies Hund geht. Methoden sind auf Lebewesen angewandt, fast immer zum Scheitern verurteilt, weil über Lebewesen keine Schablone gelegt werden kann, die zu jedem passt".

"Sinnvolle Regeln zu kommunizieren und auf die Natur des Hundes einzugehen sind der größte Ausdruck des Respekts vor diesen wunderbaren Wesen".

Herzliche Grüße aus Leoben in der Steiermark,

Werner Franz.